„Vita Classica“ ist meine Autobiographie. Ich erzähle darin von erster, zweiter und dritter Liebe, von meiner polnischen TV-Karriere und ihrem Ende, allerdings unter ständiger Berücksichtigung meines schweren Loses als Klassik-Fans. Wie kommt ein Mensch zu seinem Musik-Geschmack? Hängt das ab von Elternhaus, Klavierunterricht oder Gehirnstruktur? Bei mir begann die Leidensgeschichte am dreizehnten Geburtstag. Da bekam ich eine ABBA-Kassette, dazu zwei Kassetten mit Händels „Feuerwerksmusik“ und Beethovens „Schicksalssymphonie“. Sehr bald gehörte ich zu den weltweit circa 5 Prozent aller Musik-Hörer, die unter Spott und Schikanen der Pop- und Rock-Fans zu leiden haben. Wenn Musik die letzte Religion des Abendlandes ist, dann ist der Klassik-Fan der Ketzer unter den Gläubigen.
Von nun an saß ich Freitag abends, wenn meine Mitschüler in die Bhagwan-Disco nach Düsseldorf trampten, in der Wuppertaler Stadthalle und lauschte ergriffen einer Bruckner- oder Berlioz-Symphonie. Beim Musik-Small-Talk konnte ich nicht mitfachsimpeln, auf Klassenfahrten wurden meine Brahms-Kassetten sogar vom Busfahrer ausgelacht. Ich wurde trotzig, boykottierte Jeans und Cola, trug Cordhosen und hörte Schostakowitsch. Aufrecht erhielt mich lediglich die Bekanntschaft mit anderen Klassik-Fans. Zum Glück gab es sie, wenn auch verstreut, versteckt und verschroben. Von ihnen und von den gähnend leeren Klassik-Abteilungen in Deutschland, Polen und England handeln diese „Bekenntnisse eines Andershörenden“.
Vita Classica.Klappenbroschur. 480 Seiten. ISBN 978-3-502-15168-5. Scherz Verlag 2009. Preis € 14,95 bestellen >>
Vita Classica – Hörbuch (gekürzte Autorenlesung), 4 CD, Argon Verlag. Preis € 19,95 bestellen >>