- Fangen wir klassisch an: Die Zahl der Auto-Diebstähle in Polen ist seit dem EU-Beitritt 2004 um 75 Prozent zurückgegangen. Wer trotzdem nervös ist, kann seinen Liebling auf einem der vielen bewachten Parkplätze abstellen.
- Etwa 70 Prozent aller Deutschen waren noch nie in Polen. Und von den restlichen 30 Prozent haben viele einen Riesenfehler begangen. Sie haben nur kurz über die Grenze geschaut, in Swinemünde oder Gubin getankt und Zigaretten gekauft und danach ihren Freunden in Hamburg oder Berlin erzählt: „Ich war in Polen, es ist ziemlich grau.“ Das ist so, wie wenn ein Franzose nach Wuppertal fährt und anschließend in Paris erzählt: „Leute, ich war in Deutschland. Es ist wie Wuppertal.“ Daher mein dringender Appell: Geben Sie Gas und brausen Sie auf der neuen West-Ost-Autobahn mindestens bis Posen, am besten bis Warschau durch. Die Wolkenkratzer-Hauptstadt ist von Berlin nur so weit entfernt wie Köln und die beste Visitenkarte Polens.
- Ein Hobby der Polen besteht darin, dass sie Ausländer gerne mit einem berüchtigten Zungenbrecher quälen, der viele Zischlaute enthält: „W Szczebrzeszynie chrząszcz brzmi w trzcinie“. Zu Deutsch: „In Szczebrzeszyn (einer Kleinstadt in Südostpolen) zirpt ein Käfer im Schilf.“ Wer diese Wörter halbwegs verständlich an einer Tankstelle aufsagen kann, bekommt vom gerührten Tankwart den halben Tank umsonst. Gesprochen wird das etwa so: „W Schebscheschinnje chschontsch bschmi w tschinje.“
- Tabus: Deutsche Touristen lästern in Polen gerne über die fettige Wurst. Man sollte aber nur leise lästern. Die Polen sind davon überzeugt, die beste Wurst des Universums zu besitzen. Viele Polen, die in Deutschland leben, betreten niemals eine deutsche Metzgerei, sondern bringen sich aus der Heimat an Weihnachten oder Ostern einen ganzen Kofferraum voller Würste mit.
- Schon in vielen polnischen Klubs wurden deutsche Männer gesichtet, die mit einer Marlboro-Packung wedelten und fest davon überzeugt waren, dass das genügt, um alle Frauen der Umgebung zu erobern. Doch die Polinnen schätzen es romantischer, sie wollen bezaubert werden. Als Reiselektüre sei deshalb ein altmodischer Knigge angeraten. Man sollte sich gründlich einlesen in die Kunst des Komplimente-Machens, Blumen-Überreichens, Taxi-Bestellens oder Tür-Aufhaltens. Nur den Handkuss kann man getrost weglassen; er gilt inzwischen als altmodisch.
- In der DDR war es Pflicht, in den heutigen deutschen Medien ist es irgendwie aus der Mode gekommen: Man sollte aber trotzdem lieber „Wrocław“ statt Breslau sagen, lieber „Gdańsk“ als Danzig, lieber „Szczecin“ als Stettin. Viele Polen, vor allem die, die wenig über das heutige Deutschland wissen, haben sonst sofort das Gefühl, die Deutschen wollten ihre alten Städte zurück haben. Also lieber die Zunge abbrechen und „Wrocław“ sagen (gesprochen „Wrotzwaw“).
- Kurios: Trotz prallgefüllter Supermärkte gibt es überall in Polen fliegende Straßenhändler, die Waschpulver aus deutscher Produktion verkaufen. Alle Polen schwören Stein und Bein, dass ihr heimisches Waschpulver eine schlechtere Waschkraft hat. Ich habe Freunde, die alle paar Monate von Warschau nach Berlin fahren, sechshundert Kilometer, um dort fünf Trommeln Persil zu kaufen.
- Keine Bange: Deutsche sind generell gern gesehen, und niemand braucht Angst zu haben, dass man ihn nach seinem Großvater fragt. Anders sieht es mit der Beliebtheit der Russen aus. Mir sagte mal jemand: „Die beste Eigenschaft von euch Deutsche ist die, dass ihr keine Russen seid.“ Wer also zu DDR-Zeiten noch Russisch gelernt hat, sollte damit besser in Polen nicht angeben. Daran ändert auch der Umstand nicht, dass es verdammt ähnliche Sprachen sind. Polnisch „do widzenia“ (auf Wiedersehen), Russisch: „doswidanja“! Polnisch: „Na zdrowie!“ (zum Wohl), Russisch: „Na zadarowije!“
- Der neue polnische Nationalheld Robert Lewandowski hat Fußball wieder populär gemacht, und im September 2014 gab es sogar den ersten Länderspiel-Sieg gegen Deutschland überhaupt. Doch der wahre polnische Nationalsport ist das Pilze-Sammeln. Wer zwischen Juni und Oktober am Wochenende NICHT mit einem Pilze-Eimerchen durch die Wälder eilt, ist in Polen so seltsam wie ein Deutscher, der beim WM-Finale lieber auf ARTE einen portugiesischen Schwarz-Weiß-Film gucken will.
- Zum Abschluss die vermutlich wichtigste Info überhaupt: Polen hat andere Toilettenzeichen. Statt unserer sexistischen Piktogrammen (Frauen sind am Mini-Rock erkennbar – hallooo?) verwendet man in Polen schon seit 1928 abstrakte Symbole: Kreis und Dreieck. Doch was ist für wen? Unzählige ausländische Touristen sind schon in die falsche Tür gestürmt. Und hier die Auflösung: Das Dreieck (das auf dem Kopf steht) symbolisiert Männer, der Kreis Frauen. Mit welcher Eselsbrücke man sich das merkt, bleibt Privatangelegenheit.
Und nun wünsche ich Ihnen eine tolle Zeit in Polen!